»Feel it«. Aus Einfühlungsästhetik wird Fühlästhetik
King, Dorothée: »Feel it«. Aus Einfühlungsästhetik wird Fühlästhetik. Positionen aus der zeitgenössischen bildenden Kunst, in Susanne Stemmler (Ed.): Objektivität und Subjektivität in den Künsten und den Wissenschaften, Berlin/Zürich 2014.
Ein Pferd sitzt auf dem Boden. Ein großes schwarzes Pferd. Nein, kein Pferd, ein Einhorn, das aber aussieht wie ein Pferd. Meine erste Irritation >Was macht dieses Pferd hier?< lässt sich schnell auflösen. Das Einhorn hat es sich auf dem Boden eines Ausstellungsraumes gemütlich gemacht. Es handelt sich also um Kunst. Nach längerer Beobachtung ist auch offensichtlich, dass das Einhorn sich weder bewegt noch atmet. Da löst sich auch meine zweite Irritation: >Was macht ein lebendiges Tier hier?< Das Einhorn muss ein künstlich künstlerisch geschaffenes Objekt oder Präparat sein. Nachdem das geklärt ist, traue ich mich und trete näher, um das Einhorn genauer anzuschauen. Umso kleiner der Abstand zwischen mir und dem Einhorn wird, umso verwunderter bin ich dann doch. Ich trete wieder einen Schritt zurück, trete wieder vor, beuge mich über das Einhorn und halte meine Hand so nah wie möglich darüber. Der Körper ist warm. Ich bewege meine Hand, um die Wärme des Tierkörpers zu fühlen.